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Lichtfuss Martin

Vorname
Martin
Nachname
Lichtfuss
erfasst als
Komponist:in
Interpret:in
Dirigent:in
Chorleiter:in
Ausbildner:in
Herausgeber:in
Genre
Neue Musik
Geburtsjahr
1959
Geburtsort
Innsbruck
Geburtsland
Österreich
Martin Lichtfuss

Martin Lichtfuss © François de Ribaucourt

"Nach umfangreichen Studien am Tiroler Landeskonservatorium und an der Wiener Musikuniversität (Komposition, Dirigieren) sowie an den Universitäten Innsbruck und Wien (Germanistik) erwarb sich Martin Lichtfuss im Laufe von 10 Jahren als Dirigent an mehreren Theatern in Deutschland und Österreich umfassende praktische Erfahrungen. 1995–2005 leitete er am Tiroler Landeskonservatorium die Abteilung I für Musiktheorie/Musikleitung sowie eine Klasse für Komposition. 2005 wurde er als Professor für Tonsatz/Komposition an die Wiener Musikuniversität berufen.
In seinen Werken, für die er mehrere Preise erhielt, versucht er, divergierende Tendenzen der Neuen Musik auf persönliche Weise miteinander zu verbinden und so die Vielfalt zeitgenössischer Tonsprachen zu nutzen, ohne sich ideologisch festzulegen."
Martin Lichtfuss: Persönliche Info auf linkedin.com (2020), abgerufen am 22.05.2020 [https://at.linkedin.com/in/martin-lichtfuss-75108294]

Stilbeschreibung

Die Wertschätzung von Kunst erfolgt durch den Einzelnen, im Bereich der Subjektivität. Darin ist die Sinngebung der Kunst schlechthin zu suchen: in einem lebendigen Feld von Möglichkeiten, in welchem Wertigkeiten grundsätzlich anerkannt werden müssen, ohne dass sie verabsolutiert werden können.
Als Komponist fühle ich mich von zahlreichen Tendenzen und Klangwelten angezogen und bin immer wieder bestrebt, verschiedenste Einflüsse auf eine persönliche Weise miteinander zu verbinden.
In allen meinen Stücken bemühe ich mich um ein möglichst breites Spektrum klanglicher Möglichkeiten, vom einfachen Dreiklang bis zu scharfen Dissonanzen oder Clustern, von komplexer Polyrhythmik bis zu einstimmiger Melodik, von traditionellen Spielweisen bekannter Instrumente bis zum Einsatz elektronischer Klänge.
In der persönlichen Synthese unterschiedlicher Elemente und Strömungen liegt für mich das Neue, Spannende aktueller Kunst.
Martin Lichtfuss (2020), abgerufen am 22.4.2020 [https://www.lichtfuss.at/]

"Es ist nicht das Entdecken neuer Klangräume, an denen sich Martin Lichtfuss bei der Verbindung von Neoklassizismus und Neuer Musik abarbeitet. Stattdessen ist seine Musik zum Denken und zum Fühlen, die im richtigen Moment zwischen den Kategorien wechselt, um weder kitschig noch abstrakt zu sein."
mica-Musikmagazin: Neu im music austria Notenshop: Martin Lichtfuss (Margarete Buch, 13.6.2013)

"Mit meiner Musik fühle ich mich nicht einer bestimmten Ideologie verpflichtet; vielmehr ist die Fülle an musikalischen Sprachen, an Ausdrucksformen, an aktuellen Kompositionstechniken die wichtigste Grundlage meiner musikalischen Phantasie.
Ich versuche, mir durch Einbeziehung verschiedenster musikalischer Tendenzen unserer Zeit ein breit gefächertes Ausdrucksspektrum zu erschließen und so meiner Musik ein möglichst abwechslungsreiches Profil zu geben. Dabei geht mir stets darum, eine einheitliche musikalische Sprache zu verwirklichen. Diese ist häufig von tänzerischer Rhythmik erfüllt, der immer wieder ametrische Klangfelder gegenüberstehen; und wenn die Harmonik meist tonal ist, so kippt sie doch immer wieder ins Atonale.
Mein primäres Ziel ist es nicht, noch nie da gewesenes "Neues" hervorzubringen; stattdessen bemühe ich mich, das Spannungsfeld klanglicher Möglichkeiten zwischen einfachen Dreiklängen und scharfen Dissonanzen oder Clustern, zwischen einstimmiger Melodik und komplexer Polyrhythmik, zwischen traditioneller Tonerzeugung und experimentellen Spielweisen bekannter Instrumente bis hin zum Einsatz elektronischer Klänge zu erforschen. In der unerschöpflichen Vielfalt möglicher Synthesen unterschiedlicher Elemente und Strömungen liegt für mich das Neue, Spannende aktueller Kunst.
Wenn man danach strebt, das unendliche Spektrum an Möglichkeiten Neuer Musik in seiner ganzen Vielfalt abseits ideologisch festgefahrener Positionen einzufangen, und wenn man bemüht ist, zwischen gegensätzlichen, einander ausschließenden musikalischen Standpunkten zu vermitteln, so gerät man unweigerlich in Gefahr, eingeschworene Zielgruppen zu verfehlen und "zwischen allen Stühlen" zu sitzen.
Genau dieser Platz ist es, der mich interessiert."
Martin Lichtfuss (2011)

Auszeichnungen

1983 Stadt Wien: Arbeitsstipendium für Komposition
1984 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur: Würdigungspreis
1984 Europäisches Forum Alpbach: Stipendium
1985 Stadt Wien: Förderungspreis für Komposition
1986 Stadt Innsbruck - Kulturabteilung: 1. Preis für Komposition (Kafka - Fragmente)
1988 Bundeskanzleramt Österreich Kunst und Kultur:  Staatsstipendium für Komposition
1989 Johann Wolfgang von Goethe-Stiftung, Basel (Schweiz): Theodor Guschlbauer-Stipendium

Ausbildung

1965 Klavierunterricht
1977–1980 Tiroler Landeskonservatorium, Innsbruck: Dirigieren - Diplom mit Auszeichnung (Edgar Seipenbusch)
1980 Reifeprüfung - mit Auszeichnung
1980–1984 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Dirigieren - Diplom mit Auszeichnung ( Otmar Suitner)
1980–1985 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Chorleitung - Diplom mit Auszeichnung (Günther Theuring)
1980–1986 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Komposition - Diplom mit Auszeichnung (Heinrich Gattermeyer)
1980–1987 Universität Innsbruck: Germanistik, Anglistik
1980–1987 Universität Wien: Germanistik, Anglistik - Dr.phil. in Germanistik und Literatur (Wendelin Schmidt-Dengler)
2003–2004 Management-Center Innsbruck: Allegro-Fortbildungsprogramm für Musiker im Managementbereich

Tätigkeiten

1979–heute selbständiger Komponist
1980–1993 zahlreiche Konzerte und Rundfunkproduktionen als Pianist und Dirigent
1985–1989 Tiroler Landestheater und Orchester GmbH, Innsbruck: Dirigent, Chordirektor, Stellvertreter des Musikdirektors
1988–1989 Tiroler Landeskonservatorium, Innsbruck: Lehrbeauftragter (Operndirigieren) 1989–1993 Stadttheater Würzburg (Deutschland): 1. Kapellmeister
1989–1993 musikalische Assistenz am Théâtre Royal de la Monnaie Brüssel (Belgien); Gastdirigate an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach (Deutschland), Städtischen Bühnen Bielefeld (Deutschland), am Staatstheater Oldenburg (Deutschland), am Staatstheater Saarbrücken (Deutschland) und am Nationaltheater Mannheim (Deutschland)
1993/1998 Herausgeber der kritischen Urtextedition von Karl Millöckers "Bettelstudent"
1993–1995 Staatstheater Braunschweig (Deutschland): 1. Kapellmeister
1995–2010 Tiroler Landeskonservatorium, Innsbruck: Professor (Komposition, Musiktheorie), Abteilungsleiter (Abteilung I)
1996–2001 Institut für Musikwissenschaft - Universität Innsbruck: Lehrbeauftragter
2005–heute mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Professor am Institut für Komposition und Elektroakustik (Tonsatz, Komposition)
2008–2011 mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Institutsleiter (Institut für Komposition und Elektroakustik)
2008–2013 KNMT – Kraftfeld Neue Musik Tirol, Innsbruck: Obmann
2014–heute ÖKB – Österreichischer Komponistenbund: Vorstandsmitglied, Arbeitskreismitglied
2016–2019 ECSA – European Composers' and Songwriters' Alliance, Brüssel (Belgien): Vorstandsmitglied

Schüler:innen (Auswahl)
Alejandro del Valle-Lattanzio, Manuela Kerer, Doina-Cezara Procopciuc

Aufträge (Auswahl)

zahlreiche Aufträge von im Kulturbereich tätigen Organisationen (u. a. Verein Pro Arte Tirolensis, Stadt Innsbruck, Tiroler Landestheater und Orchester GmbH Innsbruck, Klangspuren – Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz, Amt der Tiroler Landesregierung, Tiroler Sängerbund) sowie von Ensemblen/Orchestern (u. a. Tiroler Kammerorchester InnStrumenti, Wiener Sinfonietta)

Aufführungen (Auswahl)

1982 Alexandra Schlenck (fl), Martin Lichtfuss (pf) - ÖGZM – Österreichische Gesellschaft für zeitgenössische Musik, Musikverein Wien: Epilog für Flöte und Klavier (UA)
1990 Symphonieorchester der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Wiener Jeunesse-Chor, Wiener Konzerthaus: Kafka - Fragmente (UA)
2000 Klangspuren – Verein zur Förderung von Neuer Musik Schwaz, Schwaz in Tirol: Earobics für Orchester (UA)
2007 Florian Kitt (vc), Rita Medjimoorec (pf) - Schlosskonzerte Goldegg: Trilogie für Violoncello und Klavier
2011 Kammerchor Walther von der Vogelweide, Tiroler Kammerorchester InnStrumenti, Pfarrkiche Götzens: Psalmenmesse (UA)
2019 Tiroler Kammerorchester InnStrumenti - SAKRALE MUSIK IN UNSERER ZEIT 9 LUX AETERNA – MUSIK & LICHT, Wallfahrtskirche Götzens: …luceat… (UA)

Pressestimmen

22. November 2004
"Adieu für kleines Orchester: Martin Lichtfuss wollte sein 15-minütiges "Adieu für kleines Orchester" als Versuch verstanden wissen, sich von seelisch belastenden Erfahrungen freizuschreiben. Dieser Versuch des introvertierten Lichtfuss hätte nachhaltiger nicht ausfallen können. Das Freischreiben gelang mit aller massiven Klanglichkeit und intimen Zärtlichkeit ebenso wie mit sinnlicher Leidenschaft und impulsiven Gestus. Lavierend zwischen tonal und atonal, im Wechsel von Klangentladungen und kleinen Inseln der Entspannung, lässt er, wie im wirklichen Leben, Stimmungen unvorhersehbar kippen und deutet luzid seelische Lichtblicke an, die zu erreichen man sich nie sicher sein kann."
Tiroler Tageszeitung (Markus Hauser)

15. April 2000
"Musik zu zweit: Seinen Aktuellen politischen Unmut äußert Martin Lichtfuss in "Entartung 2000 - Drei Abreaktionen für Flöte und Gitarre". Die drei Töne F, E und H unterwirft Lichtfuss einer Fülle von spannenden, rhythmischen, dynamischen und artikulatorischen Gestaltungsprozessen. Das Ergebnis - wilde Gegensätze, intensive Lebendigkeit, aber aber auch berührende Zärtlichkeit - hinterließ nachhaltigen Eindruck."
Tiroler Tageszeitung

24. September 1993
"Martin Lichtfuss komponierte nun speziell zum 100. Geburtstag des Innsbrucker Klangkörpers ein "Konzert für Orchester", das bei seiner Uraufführung vorerst einmal am regionalen Musikhimmel als Kometenschweif aufleuchtete. [...] Lichtfuss legte [...] eine technisch extrem aufwendige und rhythmisch vertrackte Partitur vor. Der Umsetzung [...] widmeten sich das Orchester und sein Chefdirigent Kasper de Roo aber mit höchster Konzentration und brillianten instrumentalen Leistungen. [...] Der Klangfarbenreichtum des Werkes - die Auswirkung einer exzellenten Instrumentation - schließt auch aufrauhende bis verspielte elektronische Effekte ein. Lichtfuss gibt den Musikern ausreichend Gelegenheit zum "Konzertieren", zu Dialogen, aber auch zu Gegenreden."
Tiroler Tageszeitung (Rainer Lepuschitz)

1990
"Kafka-Fragmente: Eine Komposition, die beeindruckt, denn Lichtfuss weiß das frei- und atonale Klangmaterial geschickt mit dem Inhalt der Fragmente zu verbinden, setzt den Fragmentcharakter der Texte in Komposition um, ohne dadurch unnötige Brüche zu erzeugen oder zu versuchen, die chiffrierten Worte in eine adäquat-apakryphe Tonsprache umzusetzen. [...] Lichtfuss verleugnet auch seine persönliche Sicht nicht [...] und versteht es, überzeugend (und verantwortungsvoll) mit dieser Subjektivität zu operieren. Lichtfuss' "Kafka-Fragmente" [...] sind ein seltener Glücksfall der modernen Musik."
Österreichische Musikzeitschrift (Christian Baier)

17. Mai 1990
"Kafka-Fragmente: Schon im instrumentalen Prolog zeigt sich Lichtfuss als außergewöhnlich musikalischer und technisch versierter Komponist. [...] eine bemerkenswerte Uraufführung."
Tiroler Tageszeitung (Albert Seitlinger)

15. Februar 1990
"An Eurydike: Am Beginn als gewichtigstes Werk des Abends "An Eurydike" von Martin Lichtfuss, eine Art Streichersymphonie in drei Sätzen von starker Ausdruckskraft, eine bohrende Musik, hinter der sich graue Angst zu verbergen scheint. Das Publikum hat das Stück verstanden und zollte dem als überlegenen Dirigenten des Abends agierenden Komponisten herzlichen Beifall."
Kronenzeitung (Balduin Sulzer)

Diskografie (Auswahl)

2010 102 Masterpieces - ORF Radio Symphonieorchester Wien (Capriccio) // Werk: In Nuce
2005 Unerhört - Neue Musik Aus Tirol (ORF) // Werk: Earobics

Literatur

über den Komponisten
1994 Goertz, Harald, Österreichischer Musikrat (Hg.): LICHTFUSS Martin. In: Österreichische Komponisten unserer Zeit (= Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik. Band 9). Bärenreiter: Kassel u. a., S. 91.
1997 Günther, Bernhard (Hg.): LICHTFUSS Martin. In: Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich: Komponisten und Komponistinnen des 20. Jahrhunderts. Wien: Music Information Center Austria, S. 678679.
2001 Rausch, Alexander: Martin Lichtfuss In: Österreichisches Musiklexikon online.
2013 Buch, Margarete: Neu im music austria Notenshop. In: mica-Musikmagazin.

Publikationen des Komponisten
o. J. Lichtfuss, Martin: Zu meinen Kompositionen. Keiner Ideologie verpflichtet. In: Website Martin Lichtfuss.
1989 Lichtfuss, Martin: "Operette im Ausverkauf" - Musikalisches Unterhaltungstheater im Österreich der Zwischenkriegszeit. In: Website Martin Lichtfuss.
2000 Lichtfuss, Martin: Grenzenlose Kunst - "Ist ein Bahnhof eine Komposition?". Versuch einer "scharfen" Argumentation. In: Website Martin Lichtfuss.
2001 Lichtfuss, Martin: Unterhaltung als Herausforderung. Zur kritischen Urtextausgabe von Carl Millöckers "Der Bettelstudent". In: Website Martin Lichtfuss.
2004 Lichtfuss, Martin: Alle für einen? - Einer gegen alle? In: Website Martin Lichtfuss.
2004 Lichtfuss, Martin: Zur Rentabilität kultureller Einrichtungen. In: Website Martin Lichtfuss.
2011 Lichtfuss, Martin: Zu neuer Kirchenmusik. In: Website Martin Lichtfuss.

Links/Quellen

Webseite: Martin Lichtfuss
Facebook: Martin Lichtfuss
Linkedin: Martin Lichtfuss 
Soundcloud: Martin Lichtfuss
Youtube: Martin Lichtfuss
Wikipedia: Martin Lichtfuss

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 24. 10. 2024): Biografie Martin Lichtfuss. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/59088 (Abrufdatum: 20. 11. 2024).

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